Zu wenig Touristen in Spanien - Regierung will helfen

Der spanische Tourismus in der Saison 2009 droht so stark einzubrechen wie nie zuvor. Die spanische Regierung reagiert und greift der Tourismusbranche kräftig unter die Arme. Rund eine Milliarde Euro sollen vor allem für Modernisierungen zur Verfügung gestellt werden. Das Kabinett beschloss das Hilfspaket in einer Sondersitzung auf der Ferieninsel Mallorca.

Besucherzahlen brechen ein

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Rund 500 Millionen Euro Kredite fließen an Unternehmen, die in umweltfreundliche, energiesparende und behindertengerechte Projekte investieren. Davon sollen rund 100 Millionen Euro an die Kanarischen Inseln und weitere 80 Millionen an Mallorca, Ibiza und Menorca gehen. Nach der jüngsten Statistik kamen im ersten Halbjahr 23,6 Millionen ausländische Touristen nach Spanien - 11,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2009 erwartet die Regierung ein Minus von zehn Prozent. Dies wäre der schärfste Einbruch, den der spanische Tourismus jemals erlebt hat.

"Hochgefährliche Lage"

Nicht zuletzt fast 60 Millionen Touristen im Jahr war Spanien nach Frankreich das zweitwichtigste Reiseland der Welt. Mittlerweile jedoch mussten die Spanier den zweiten Platz an die USA abtreten. Der Tourismus steuert in Spanien etwa elf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und gibt 1,5 Millionen Menschen Arbeit. Nach der Bauwirtschaft ist mit dem Tourismus nun auch der zweite Schlüsselsektor der spanischen Wirtschaft ins Stocken geraten. "Wenn bei einem Flugzeug ein Triebwerk ausfällt, kann die Maschine noch weiterfliegen. Wenn aber beide Triebwerke aussetzen, wird die Lage hochgefährlich", schrieb die Zeitung "El Mundo" Anfang Juli.

Urlauber bleiben wegen Wirtschaftskrise fern

Dass in diesem Jahr mehrere Millionen Urlauber wegbleiben, hat zu einem großen Teil mit der Wirtschaftskrise in den Herkunftsländern zu tun. Viele Briten, Deutsche und Franzosen verkürzen ihre Urlaubsreisen, gehen seltener essen, geben weniger Geld in spanischen Geschäften aus oder verzichten ganz auf die Ferien in Spanien. "Wenn wir uns die Lage in Großbritannien oder Deutschland vor Augen halten, müssen wir froh sein, dass überhaupt noch so viele Touristen nach Spanien kommen", meint José Manuel Maciñeiras, Präsident des Dachverbands der Reisebüros.

Spanien muss Umdenken

Seit Jahren fordern die Experten, dass Spanien seinen touristischen Auftritt auf mehrere Beine stellen soll. Statt nur Badefreuden bei gutem Wetter, sollten auch die anderen touristischen Attraktionen herausgestellt werden. "Wir sollten uns nicht an Billiganbietern in Osteuropa oder anderen Gegenden orientieren", sagt der Ökonom Josep Oliver. "Spanien sollte sich an bestimmten Regionen in Italien und Frankreich ein Beispiel nehmen. Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Besucher ins Land zu locken, sondern darauf, was die Urlauber bei uns ausgeben."

Nicht nur Sonne und Strand

Bei der Überwindung der "Monokultur" des Badetourismus kamen die Spanier bislang jedoch nur langsam voran. Noch immer macht der Bereich "sol y playa" ("Sonne und Strand") zwei Drittel der Reisebranche aus. Einige Fortschritte gab es aber doch. Barcelona entwickelte sich mit seinem Angebot an Kultur und Kongressen zu einem beliebten Ziel von Städtereisen und erzielt mittlerweile höhere Einnahmen aus dem Tourismus als die Costa Brava. Die Industriestadt Bilbao wurde durch den Bau des Guggenheim-Museums für den Tourismus neu entdeckt. Auch auf Mallorca beginnen die Zeiten sich zu ändern. Die Bucht von Palma soll von Grund auf umgestaltet werden und bis 2020 in neuem Glanz erstrahlen. Dazu soll die Hälfte der 40.000 Hotelbetten verschwinden.

Auch Malle fehlen Urlauber

Schon im März spürten die Hoteliers auf Mallorca den Einbruch: Die Wirtschaftskrise und ein verregneter Saisonstart machen dem Tourismus auf Mallorca schwer zu schaffen. Nach Zahlen des Touristikamtes, die dem Online-Magazin stern.de vorliegen, sank die Zahl der Fluggäste auf der Insel im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 22 Prozent auf nur noch rund 405.000. Die Deutschen hielten ihrer Lieblingsferieninsel stärker die Treue als Gäste aus anderen Ländern: Der Rückgang betrug nur 13,4 Prozent. Das berichtete das Magazin im Mai diesen Jahres.

Urlauberschwund auf Mallorca

Besonders stark ist Mallorca vom innerspanischen Tourismus betroffen: Im Vergleich zum Vorjahr blieben mehr als ein Viertel der Spanier auf dem Festland, bei den Briten blieb jeder dritte Brite auf der Insel - allerdings der falschen. Trotz eines Rückgangs der deutschen Besucher von 13,4 Prozent, blieben die Deutschen mehr als alle anderen Besuchergruppen ihrem 17. Bundesland am treusten. Immerhin machten 204.000 Deutsche im März Urlaub auf der Baleareninsel, insgesamt wurden im März 405.000 Touristen gezählt. Wie das Online-Magazin berichtet, zeichnete sich die Krise bereits in den Osterferien ab, wo laut der mallorquinischen Hotelvereinigung FEHM über die Hälfte der Hotel geschlossen blieben. Angesichts der schwachen Buchungslage werden einige Hotels wohl 2009 geschlossen bleiben. Um Kosten zu sparen, schichten Hotelketten mit mehreren Standpunkten ihre Gäste auf einige wenige Hotels um. "Wir erleben schwierige Zeiten", sagte Miquel Nadal, der Tourismusminister der Balearen,.