Spanische Banken schliessen Filialen

Spanien war bisher das Land mit der größten Pro-Kopf-Dichte an Bankfilialen. Doch in der Krise heißt die Devise der Banken: Schließen und verkleinern, um die Kosten zu senken. Die Gewinne der Institute sind im Vergleich zu 2007 um knapp 30 Prozent zusammengeschmolzen.

Kosten senken und schrumpfen, heißt die Devise spanischer Banken und Sparkassen. Spanien war bisher das Land in Europa mit der höchsten Pro-Kopf-Dichte an Bankfilialen. Denn der Großteil des spanischen Bankgeschäfts besteht aus dem traditionellen Einzelkundengeschäft, das große Kundennähe erfordert. Doch nach dem abrupten Ende des kreditgetriebenen Immobilienbooms und Konsumrausches der vergangenen Dekade beginnen die Kreditinstitute nun, massiv Filialen zu schließen.

Der Kreditmarkt schrumpft, weil Familien und Unternehmen Schulden abbauen. Gleichzeitig steigt die Kreditausfallrate massiv an, und die Finanzinstitute müssen hohe Rückstellungen leisten, was ihre Gewinne bedrohlich schmälert. Im vergangenen Jahr meldeten die insgesamt 3 551 Kreditinstitute Gewinne von zusammen knapp 19 Mrd. Euro, das sind knapp 27 Prozent weniger als 2007. Diese Tendenz hält auch im laufenden Jahr an.

"In dem Maße wie sich weiterhin keine Lösung für die Schwierigkeiten auf den Finanzmärkten abzeichnet, und je intensiver und dauerhafter sich die Realwirtschaft verschlechtert, wird sich der Druck auf die Resultate in immer mehr Kreditinstituten verstärken", warnt die Zentralbank in ihrem jüngsten Bericht zur Finanzstabilität. Es sei daher nötig, dass die Banken und Sparkassen "ihre Kostenstrukturen rationalisieren, indem sie entweder die Anzahl und Durchschnittsgröße ihrer Filialen reorganisieren", oder sich durch Übernahmen oder Fusionen konsolidieren.

Das geschieht auch bereits. Zwar stieg die Anzahl der Zweigstellen im vergangenen Jahr noch um 1,2 Prozent auf rund 46 000 an, doch im dritten Quartal wurden bereits 18 Filialen geschlossen und im vierten Quartal 68. Dieses Jahr intensiviert sich der Prozess. Die zweitgrößte spanische Bank BBVA etwa machte in der ersten Jahreshälfte 96 Filialen zu, bis Oktober will sie weitere 100 schließen. Insgesamt 500 der rund 3 300 BBVA-Filialen werden zudem während des Ferienmonats August ihre Türen schließen. Ebenso wie die Banken Santander und Banco Popular will BBVA außerdem künftig einen Großteil ihrer Zweigstellen nicht mehr am Samstag öffnen. Die Schließungspläne gehen einher mit Frühverrentungen und sonstigem Personalabbau.

Insgesamt haben die Banken und Sparkassen ihre Filialen im ersten Quartal um 370 reduziert und für dieses und nächstes Jahr mehr als 1 500 weitere Schließungen angekündigt. Nach einhelliger Meinung von Finanzexperten wird das Filialnetz wegen der Krise insgesamt um etwa 30 Prozent schrumpfen müssen.

Beschleunigt werden dürfte dieser Prozess durch die anstehenden Fusionen und Interventionen der Zentralbank von Kreditinstituten mit Solvenzschwierigkeiten. Die Regierung hat zu diesem Zweck gerade einen bis zu 99 Mrd. Euro schweren Bankenrettungsfonds geschaffen, damit die Banco de España die Restrukturierung des Sektors mit Kapitalhilfen unterstützen kann.