Während der Vorsitzende des balearischen Unternehmerverbandes CAEB, Josep Oliver, “mindestens fünf weitere Golfplätze” für Mallorca fordert, droht die linksnationale Regierungskoalition schon an einem bei Campos geplanten Platz zu zerbrechen. Die Genehmigung für den Bau von Son Baco, so der Name des Platzes, stammt noch von der konservativen Vorgängerregierung aus Partido Popular und Union Mallorquina (UM). Doch die Koalition um Präsident Antich, allen voran Koalitionspartner PSM (Partido Socialista de Mallorca), lehnt jeden zusätzlichen Golfplatz entschieden ab. Dabei geht es den Sozialisten vornehmlich um Umweltschutz.
Zwar stimmt es, dass Golfplätze in trockenen Gegenden wie Mallorca außerordentlich viel Wasser benötigen. Doch die Landwirtschaft verbraucht wesentlich mehr Wasser und bringt nicht annährend so viel Wohlstand auf die Insel. Die Tourismuswirtschaft verteidigt das Projekt daher vehement: “Golftouristen mieten Autos, gehen in Restaurants und auf große Shopping-Tour. Nach den Yachttouristen handelt es sich um die Gruppe, die am meisten Geld auf der Insel lässt,“ so CAEB-Präsident Oliver. Warum streiten die sechs Regierungsparteien erst jetzt über den Golfplatz? Zwar wurde in der Koalitionsvereinbarung zwischen PSOE, PSM, dem Bloc und der Union Mallorquina festgehalten, dass keine neuen Plätze genehmigt werden. Doch der UM-Vorsitzende und Tourismusminister Miquel Nadal argumentiert, der Platz in Campos falle nicht unter die Vereinbarung, da die Baugenehmigung schon seit mehreren Jahren erteilt sei. Da in der Gemeinde Campos ebenfalls die UM regiert, hat Bürgermeister Guillem Ginard in Nadal einen mächtigen Verbündeten gefunden. Für die Gemeinde ist der Golfplatz extrem wichtig: Zwar liegen auf dem Gebiet von Campos einige der schönsten Strände Mallorcas wie Es Trenc. Da diese aber unter Naturschutz stehen, ist die touristische Infrastruktur eher mager. So gibt es in der Gemeinde kaum Hotels. Die Urlauber besuchen zwar die Strände, lassen aber kein Geld da. Trotz zahlreicher Vermittlungsversuche stößt Ministerpräsident Francesc Antich auf zunehmend verhärtete Fronten: Während die UM auf dem Golfplatz besteht, lehnt die PSM jedes Zugeständnis entschieden ab. Zwar wurden der Gemeinde mehrere Hotelneubauten versprochen, sollte sie von Son Baco abrücken. Doch Bürgermeister Ginard traute den Versprechungen nicht. Besonders pikant: Nachdem Tourismusminister Nadal, einst Zögling von Parlamentspräsidentin Maria Antonia Munar, seinen Änderungsantrag auch nach Drohungen von Antich nicht zurückzog, wurde er zwei Tage später von der Staatsanwaltschaft vorgeladen: Gegen den Politiker wurde ein seit Jahren in der Schublade verstecktes Korruptionsverfahren hervorgeholt. Auch ein weiterer UM-Politiker wurde zeitgleich von der Staatsanwaltschaft vorgeladen. Nadal soll Ende April aussagen, behält aber bis zum Schuldbeweis alle seine Ämter. An der Grundsatzfrage ändern die politischen Schiebereien wenig: Wovon sollen die Inselbewohner leben? Wäre es nicht der Tourismus, dann bräuchte man Industrie, denn an die Mähr von einer autarken Insel mit funktionierender Landwirtschaft glauben wohl nicht einmal die Linken der PSM. Ob Fabriken umweltschonender für die Insel wären, darf bezweifelt werden. Schließlich gibt es Studien, die Golfplätze sogar als geschützte Habitate für seltene Flora und Fauna sehen. Und schöner als Fabrikschlote ist der Anblick von grünem Rasen allemal.