Selbst produzierte Mietwagenkrise

Ein Musterbeispiel aus dem Kapitel „Wie man sich Krisen selbst macht“ wird derzeit auf dem Leihwagensektor registriert: Nach Pfingsten aus Mallorca zurückkehrende Urlauber berichteten davon, dass sie kaum mehr günstige Autos anmieten konnten. Kai Sannwald, Geschäftsführer des Münchner Mietwagenbrokers Sunny Cars, sieht das Problem nicht allein auf Mallorca beschränkt: „Wir erleben derzeit eine Situation, wie wir sie in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht gekannt haben. An populären Urlaubszielen treten Engpässe am Mietwagen-Sektor auf.“

Bei vielen Vermietern seien die reduzierten Bestände an preiswerten Autos für Juni, Juli und August bereits vollständig ausverkauft. Laut Kai Sannwald haben zahlreiche Reiseveranstalter und internationale Mietwagenanbieter ihre Kontingente bereits ausgeschöpft. Damit verbunden würde sich die Preisspirale auf dem Markt täglich nach oben drehen. Das trifft nicht zuletzt die Mietwagenbroker, zu denen neben Sunny auch Holiday-Autos und Auto Europe zählen. Diese profitieren gewöhnlich von dem durch ein Überangebot hervorgerufenen Preisverfall.

Sannwald spricht konkret auf Mallorca von einem „historisch einzigartig knappen“ Angebot. Dass das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen kann, wirkt vor dem Hintergrund übervoller Lager und zusammenbrechender Autokonzerne unglaublich. Die Knappheit hat noch einen anderen Grund: Die Autohändler und Hersteller von Fahrzeugen garantieren inzwischen nicht mehr die Rücknahme von neu gekauften Mietwagen. Über diese vorher vereinbarten „Buy-Backs“ wird vor allem von multinationalen Unternehmen wie Avis und Hertz sowie regionalen Großanbietern die Wagenflotte abgesichert. Diese zurückgenommenen Jahreswagen bildeten in Folge häufig die Basis für die Flotte lokaler Kleinanbieter.

„Vermieter von Ferienautos können das Risiko nicht tragen, die Fahrzeuge auf eigene Kosten zu kaufen. Zumal auch die Banken aufgrund der wirtschaftlichen Krise die Finanzierung solcher Geschäfte nicht mehr übernehmen“, zeigt Sannwald die Konsequenzen auf.

Allein für Spanien rechnet Sunny Cars im Sommer 2009 mit einem Rückgang von bis zu 40.000 Fahrzeugen. Nicht ganz selbstlos rät der Mietwagenbroker deshalb Reisenden zu einer möglichst frühen Reservierung ihres Ferienautos.