Mallorca versinkt im Schnee

 

Schneechaos auf Autobahnen, Hochwasser in Venedig, Überschwemmungen im Süden und Schiffe in Seenot - der Winter zeigt Ausdauer und hat Italien einmal mehr voll im Griff. Doch nicht nur Italien stöhnt angesichts der Wetterkapriolen im März, denn eigentlich könnte es jetzt in den Mittelmeerländern schon etwas Frühling werden.

Das stürmische Tief heißt Andrea, und es ist die bereits fünfte „Schneewelle“ der Saison im Stiefelstaat: Unaufhörlich schneite es weit mehr als 24 Stunden lang im Norden des Landes. Im Apennin-Gebiet waren schon am Mittwochmorgen mehr als 60 Zentimeter Schnee gefallen, berichtete „Autostrada per l'Italia“ - und nochmals einen halben Meter sagten die Meteorologen für den Tag voraus. „Ein Winter, der einfach nicht enden will“, klagt „La Stampa“. Denn weitere Tiefs sind im Anmarsch.

Doch nicht nur Italien stöhnt angesichts der Wetterkapriolen im März, denn eigentlich könnte es jetzt in den Mittelmeerländern schon etwas Frühling werden: Das riesige weiße Schneeband reicht von der spanischen Ferieninsel Mallorca, die in weiß gehüllt ist, bis nach Kroatien. Dort türmt sich Schnee in manchen Gegenden 70 Zentimeter hoch, bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 150 Stundenkilometern.

Die neuerliche „Schneewelle“ in Italien zerschnitt das Land glatt in zwei Hälften: Die weiße Pracht deckte von den Alpen bis zu den Abruzzen östlich von Rom alles zu, weiter südlich brachte starker Regen die Gefahr von Überschwemmungen und neuer Erdrutsche mit sich.

Hunderte von Autofahrern blieben auf der A24 von Rom nach L'Aquila im Schnee stecken und mussten nachts kalte Stunden in ihren Fahrzeugen verbringen. „Es ist unglaublich, dass die Autobahn nicht geschlossen wurde, wir haben alle die Nacht hier verbracht“, erzürnte sich der Fahrgast eines im Schnee gestrandeten Busses. Dutzende blockierte Autofahrer mussten derweil in Umbrien in Hotels untergebracht werden.

In dem heftigen Wintersturm lief bei Taranto in Süditalien ein bulgarischer Frachter auf Grund. Für die 19-köpfige Besatzung und die Ladung bestehe keinerlei Gefahr, beruhigte die apulische Küstenwache.

Giftige Fracht hatte dagegen ein Schiff geladen, das vor Sardinien in Seenot geriet und in den Hafen von Arbatax bugsiert werden musste. In Triest fegte der Bora-Wind unterdessen mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern so stark, dass der Hafen schließen musste.

Die italienischen Behörden machten auch den Flughafen Marconi bei Bologna dicht. Nichts ging mehr. In vielen Kommunen der Toskana, der Emilia Romagna, in Umbrien, den Marken und den Abruzzen hatten die Kinder erneut schulfrei - bereits zum wiederholten Male in diesem Winter versperrten sich auftürmende Schneeberge den Weg zur Schule.

Auch Frankreich hat den schneereichsten Winter seit etwa drei Jahrzehnten noch nicht ganz hinter sich. Auf Korsika waren nach kräftigen Niederschlägen noch immer 6000 Haushalte ohne Strom und mehrere Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Schulbusse standen still. Auch die Provence leidet noch unter der Kältewelle.

In Mallorcas Hauptstadt Palma fielen am Mittwoch dicke Flocken selbst auf Meereshöhe, und im Tramuntana-Gebirge im Nordwesten der Insel mussten ein halbes Dutzend Straßen wegen Schnee und Eisglätte gesperrt werden. Und auch auf dem spanischen Festland sorgten die schwersten Schneefälle seit zehn Jahren weiter für Unbilden: Noch 70 000 Haushalte saßen am Mittwoch an der Costa Brava im Dunkeln.