Dubiose Deals auf Mallorca

Spanische Korruptionsermittler nehmen Politiker der konservativen Volkspartei ins Visier - Generalsekretärin María Dolores beklagt sich über den "Polizeistaat".

Um ihren Arbeitsaufwand ist die Polizei der Urlaubsinsel Mallorca derzeit nicht zu beneiden. Noch immer läuft, erfolglos, die Fahndung nach den Mitgliedern der baskischen Terrororganisation Eta, die vergangene Woche zwei Polizisten töteten.

Die in Mallorca urlaubende Königsfamilie lässt sich öfter blicken, um Normalität zu suggerieren und so der trotz gleichbleibender Buchungen besorgten Tourismusindustrie zu helfen.

Kistenweise Material

Und nun kam auch noch "Operation Schwert" hinzu: Unter diesem Codewort der Antikorruptions-Behörden schwirrten zahlreiche Beamte zu einer Großrazzia aus. Ihr Interesse galt mutmaßlich trüben Geschäften um den Bau der "Palma-Arena", einer Bahnrad-Anlage, die nun hauptsächlich als Konzerthalle dient.

Kistenweise Material transportierten die Fahnder ab, bis Donnerstagnacht nahmen sie sieben Personen fest, darunter mehrere Funktionäre der konservativen Volkspartei PP. Sie stehen in Verdacht, öffentliche Gelder in Millionenhöhe veruntreut zu haben.

Die Ermittlungen sind ein neuerlicher schwerer Schlag für das Ansehen der PP. Spaniens größte Oppositionspartei steht schon seit Monaten wegen zahlreicher Affären und Affärchen im Zwielicht.

Am Freitag beherrschten die Vorwürfe der PP-Generalsekretärin María Dolores de Cospedal die Schlagzeilen, die Opposition werde "wie in einem Polizeistaat" verfolgt. PP-Politiker sind ihren Angaben zufolge illegal abgehört worden. Die sozialistische Regierung wies dies energisch zurück. De Cospedal solle Beweise vorlegen oder die Vorwürfe zurücknehmen.

Einer Aufstellung der regierungskritischen Zeitung El Mundo zufolge sind seit der Regierungsübernahme durch die Sozialisten im Jahr 2004 insgesamt 43 konservative Politiker und nur 20 Sozialisten festgenommen worden.

Es geht um Millionen

In der Affäre um die "Palma-Arena" geht es um Millionen. Sie steht stellvertretend für Prachtbauten, die in der Amtszeit des früheren Ministerpräsidenten der Balearen (2003 bis 2007) und vormaligen spanischen Umweltministers, Jaume Matas, entstanden.

Die Ermittlungen wurden aufgenommen, als Matas’ sozialistischer Nachfolger, Francesc Antich, sich Forderungen von Bauunternehmern in Höhe von 45 Millionen Euro gegenüber sah. Bei Durchsicht der Unterlagen wurde festgestellt, dass die Bahnrad-Halle nicht, wie ursprünglich veranschlagt, 47 Millionen Euro gekostet hatte, sondern mehr als doppelt so viel.

Dass die 100-Millionen-Marke durchbrochen wurde, lag unter anderem daran, dass Arbeiten bezahlt wurden, die gar nicht geleistet worden waren - oder Arbeiten geleistet wurden, die hoffnungslos überteuert waren. Zum Teil waren sie nicht ausgeschrieben.

Die Geschehnisse um die "Palma Arena" sind nicht die einzigen anrüchigen Deals auf Mallorca. In den vergangenen Jahren sind auf der Insel zwölf konservative Würdenträger festgenommen worden, zurzeit laufen sieben Ermittlungsverfahren, bei denen fünf Ministerien wegen Deals aus der Matas-Ära ins Visier der Justiz geraten sind.

Olympiasieger festgenommen

Ganz zu schweigen von diversen Bauskandalen, die mehrere Gemeinden Mallorcas betreffen - allen voran Andratx, den "Champion aller Städtebau-Skandale", wie die Zeitung El País findet. Matas selbst beobachtet die Geschehnisse aus sicherer Entfernung. Nach seiner Wahlniederlage 2007 trat er einen Job als Tourismus-Berater in den USA an.

Festgenommen wurde auch der frühere Sportbeauftragte der Balearen-Regierung, ein bekanntes Gesicht. Es handelt sich um José Luis "Pepote" Ballester, der 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta Gold im Segeln holte und auf Fotos oft mit Mitgliedern der Königsfamilie zu sehen war. Der Schwiegersohn des Königs, der frühere Handballprofi Iñaki Urdangarín, ist mit ihm befreundet.

Ballester ist in lokalen Medienberichten mit dem millionenschweren Kauf der elektrischen Anzeigentafel der "Palma Arena" in Verbindung gebracht worden. Ein Beleg fand sich bislang aber nicht. In jedem Fall gilt die Tafel als Ärgernis, denn sie ist nicht nur überdimensional, sondern auch überdimensioniert.

Vor wenigen Wochen hat der Weltradsportverband UCI der Anlage die Lizenz für offizielle Bahnradrennen verweigert. Der Grund: Baumängel.