Banco Santander ist Branchen Primus

Die Aussichten der spanischen Kreditinstitute verdüstern sich, doch mindestens für eine Bank sehen Analysten und Ratingagenturen wenig Gefahr: Branchenprimus Banco Santander ist gut aufgestellt, um auch den Rest der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise gut zu überstehen und gar als Gewinner aus ihr hervorzugehen. Dabei profitiert Europas größte Bank vor allem vom starken Brasiliengeschäft.

 

Dieses Jahr wird für spanische Banken und damit auch für Santander schwierig, denn die Rekordarbeitslosigkeit in Spanien sorgt für hohe Kreditausfälle. Die Ratingagentur Moody's bezog kürzlich zwar auch Santander mit ein, als sie vor der Herabstufung der Finanzstabilität sowie der Ratings für Einlagen und Kredite von 36 spanischen Kreditinstituten warnte. Im Falle der nach Marktkapitalisierung größten europäischen Bank werde die Herabstufung - wenn überhaupt - aber marginal ausfallen, so Moody's .

"Wenn man nur den spanischen Markt anschauen würde, ist der Druck wohl nicht groß genug für Ratingänderungen", sagt Johannes Wassenberg von Moody?s. "Aber wir schauen noch andere Engagements, etwa in Lateinamerika, in Bezug auf mögliche Wertberichtigungen an." Aber im Gegensatz etwa zu seiner spanischen Hauptrivalin BBVA, die stark im kriselnden Mexiko engagiert ist, hat Santander seinen Schwerpunkt in Brasilien, das sich relativ resistent gegen die Krise zeigt.

Brasilien wird bei Santander im Gesamtjahr 2009 knapp ein Drittel zu den Einnahmen beisteuern, wenn die 2008 im Zuge des ABN-Amro-Deals erworbene brasilianische Bank Banco Real erstmals für das ganze Jahr in den Bilanzen einbezogen ist. "Wir erwarten, dass der Anteil Brasiliens zunehmen wird angesichts der Probleme auf dem spanischen Immobilienmarkt", meint Analystin Kerstin Vitvar von Unicredit. Santander sei zwar auch dem spanischen und britischen Hypothekenmarkt stark ausgesetzt, aber das Standbein Lateinamerika sehe sehr gesund aus.

Wie alle anderen spanischen Banken hat Santander bisher weder Abschreibungen auf US-Subprime-Papiere vorgenommen, noch staatliche Kapitalhilfen benötigt. Stattdessen kaufte die nach Marktkapitalisierung größte europäische Bank im letzten Jahr die britischen Finanzierer Alliance & Leicester und Bradford & Bingley, sowie die US-Bank Sovereign Bancorp. Im November schließlich gelang es Santander dank der Werbekraft seines weltweiten Branchennetzwerks, eine Kapitalerhöhung von 7,2 Mrd. Euro durchzuführen.

Überschattet wurde das Erfolgsjahr im Dezember durch den US-Investor Bernard Madoff. Anleger des Santander-Fonds Optimal waren mit einem Verlust von 2,3 Mrd. Euro die Hauptgeschädigten des betrügerischen Schneeballsystems. Doch die Episode hielt Anleger nicht davon ab, weiter auf die Großbank zu setzen. Dieses Jahr legte die Santander-Aktie um rund 25 Prozent zu - und übertraf den Aktienindex IBEX mit seinen 5,5 Prozent um Längen.

Im März hatte Santander eine Non-Performing-Loan (NPL)-Rate von 2,5 Prozent, deutlich weniger als der Sektor. Aber durch ihre ansehnlichen Gewinne von zuletzt 2,09 Mrd. Euro im ersten Quartal sowie ihre enormen Rückstellungsreserven von mehr als sechs Mrd. Euro können die Spanier viel abfedern. Auch die hohe Kosteneffizienz beeindruckt Experten. Die Spanier schafften es bei der britischen Abbey, den Kostenanteil an den Einnahmen seit der Übernahme 2004 von 70 Prozent auf 42 Prozent zu drücken. Ähnlich soll es bei US-Bank Sovereign laufen.

Ein gewisses Risiko stellt allerdings der Immobilienbesitz dar. Santander besitzt Immobilien im Wert von mehr als vier Mrd. Euro, mit denen Bauunternehmen ihre Kredite tilgten. Diese Strategie soll faule Kredite vermeiden, könnte aber nach Ansicht von Experten in der Zukunft Probleme bereiten. Denn die Immobilienpreise verlieren stark an Wert.

Quelle: Handelsblatt